Vienna City Marathon (Staffel) vom 12.4.2015
Meine Versöhnung mit dem VCM im Rahmen meines 100. Langstreckenrennens!
Zweimal hat mich der VCM auf der Halbmarathonstrecke bislang abgeworfen (= meine zwei schlechtesten Karriere-HMs). Im Jahr 2015 ging ich nach 8 Jahren Pause im Staffelbewerb wieder an den Start
und wurde für die beiden Negativerlebnisse voll entschädigt! Eine Staffel ist etwas Besonderes und bedarf zusätzlicher Planung. Diese habe ich im Vorfeld mit meinem Staffelfreunden beim
Vereinstreffen im Tiergarten Schönbrunn finalisiert. Trotzdem war ich am Abend vor meinem 100. Langstreckenrennen genauso nervös wie vor meinem ersten Rennen. Trotzdem erledigte ich - wie immer -
alles am letzten Drücker... Den Start des VCM schaute ich mir zu Hause noch live im Fernsehen an. Erst nachdem unser Startläufer Bernhard über die Reichsbrücke gelaufen war, packte ich in
Eisenstadt meine Sporttasche. Eine Stunde nach dem Rennstart fuhren wir zu meiner Staffelübergabestelle Ernst-Happel-Stadion.
Rennverlauf: Auf der Fahrt nach Wien wurde ich telefonisch von meinen Staffelfreunden informiert, wo diese jeweils auf der Strecke waren. Ich konnte mich daher punktgenau auf
meinen Start vorbereiten. Im weitläufigen Gelände des Ernst-Happel-Stadions war dies auch einfach. Als Peter in die Wechselzone vor dem Stadion einlief, konnte ich mich sodann auf meinen Part
konzentrieren und versuchte sofort die vereinbarte Pace von 5:00 min/km zu treffen. Das Rauslaufen aus der Wechselzone war durch die dicht stehenden Läuferkollegen ein Genuss. Auf der Hauptallee
merkte ich bald, dass niemand mein Tempo lief. Wenige waren schneller, die meisten (Einzel-Marathonis sowie Staffel-Teilnehmer) musste ich überholen. Ich kämpfte mich daher Richtung Lusthaus und
dachte, dass ich Gegenwind hatte. Als ich das Lusthaus umrundet hatte, war der Wind aber stärker als vorher... Zudem piepselte mein Zeitmesschip auf der Matte nicht, was mich verunsicherte. Ich
konzentrierte mich darauf, die geplante Geschwindigkeit zu halten. Dies war "allein laufend" gar nicht so einfach. Ich haderte zum x-ten Mal, dass Langstreckenlauf eine undankbare Sache sei. In
diesem Moment motivierte ich mich damit, dass es um ein Teamergebnis ging. Die Stadionallee war schnell absolviert. Dann war ich draussen auf der "gefürchteten" Schüttelstraße: Diese bietet
alljährlich Gegenwind und geht ein wenig bergauf und bergab. Der Zufall wollte es, dass ich dort den österreichischen Marathonrekordhalter Gerhard Wally traf. Er hat mit diesem Rennen genau 569
Marathons gefinisht! Eine kurze Konversation mit ihm motivierte mich für den Rest der "Schüttel". Danach ging es kurz in den 3. Bezirk, von dem aus ich einen Blick in den 2. Bezirk auf meinen
Dienstort UNIQA-Tower warf. Wenig später kam der schönste Teil meines Lauftages: Ich war auf der Wiener Ringstraße! Ich setzte ein Dauergrinsen auf, das ich zuletzt beim Ljubljana-Halbmarathon
2010 auf dem letzten Kilometer des Rennens hatte. Da es in Wien aber noch fast zwei Kilometer waren, versuchte ich, mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Auf Höhe des Schwarzenbergplatzes bei
der Kilometertafel 41 hielt ich nach meinen Staffelfreunden Ausschau. Wir hatten abgesprochen, dass wir uns dort allenfalls für einen gemeinsamen Schlusskilometer treffen würden. Nachdem ich
niemanden erblickte, sah ich stattdessen auf meiner Uhr die gewünschte Pace von 5:00 min/km. Jetzt konnte ich mir mein Dauerlächeln nicht mehr verkneifen. Die restlichen 1,3 Kilometer lief ich
Freude strahlend den Ring bis zum Heldenplatz hinauf. Die mehr und mehr werdenden Zuschauermassen motivierten mich zu meinem schnellsten Rennabschnitt. Meine Gesamtgeschwindigkeit konnte ich auf
4:58 min/km drücken. Oftmals hatte ich das Einbiegen vom Ring in den Heldenplatz visualisiert. Diesmal ging dieses blitzschnell. Ich flog an anderen Läufern vorbei und war plötzlich zwischen den
Zauschauertribünen des Heldenplatzes. Der Lärm von Platzsprecher und Geklatsche schloss mein 100. Langstreckenrennen ab.
Strecke: Nachdem ich viele Jahre in Wien lebte, jetzt noch dort arbeite und den VCM-HM zweimal bestritten habe, überraschte mich die Strecke nicht. Ich lief nicht nach Kilometern
meiner Uhr, sondern von Punkt zu Punkt. Zunächst ging es vom Stadion zum Lusthaus, dann auf die Stadionallee, dann auf die Schüttelstraße und von dort über den 3. Bezirk auf den Ring. Den
ansteigenden Schlusskilometer ins Ziel hatte ich einkalkuliert.
Organisation: Wenn eine Rennveranstaltung "Golden-Label-Status" hat, können wohl nur Verrückte oder Laufnovizen etwas bekritteln.
Wetter: Am Start des Marathons hatte es 13 Grad und heftigen Wind. Zu meinem Start um ca. 11.30 Uhr war die Temperatur in der Nähe des 20ers. Der Wind hatte aber nachgelassen. Es
waren aus meiner Sicht für Läufer und Zuschauer ideale Bedingungen. Die Geschmäcker sind bei über 40.000 Teilnehmer aber sicher verschieden.
Spezielles/Statistisches: In 102. Rennen war ich nur 11 Mal in Wien im Einsatz. Dabei ist Wien aber über die Autobahn von Eisenstadt aus viel schneller erreichbar als manche
Rennen am Neusiedlersee. Der Zufall wollte es, dass ich meinen allgemeinen Rennhunderter trotzdem in Wien (Dusikastadion) und auch meinen Langstreckenhunderter ebenfalls dort bestritt. Beide
Rennen haben großen Spaß gemacht! Erst dreimal war ich bei der größten Laufveranstaltung Österreichs am Start. Diese Anzahl könnte ich in Zukunft durchaus erhöhen. Und 8 Jahre VCM-Pause werden
wohl auch nicht wieder folgen.
Resümee: Einmal mehr hat mir ein Mannschaftsrennen großen Spaß gemacht! Man spürt zwar mehr Druck, wird aber auch mit mehr Freude entschädigt. Mit über 40.000 Menschen gemeinsam
durch Wien zu laufen und dabei doch alleine zu sein, war ein besonderes Erlebnis, da ich - wie erwähnt - nie eine Gruppe mit meinem Tempo gefunden habe. Dies war in 102 Rennen einzigartig, aber
nicht negativ, sondern eher ein Highlight. Am Heldenplatz konnte ich mein Erlebnis dann aber doch mit Tausenden Gleichgesinnten genießen.
Ausblick: Schon eine Woche nach dem VCM steht mein nächstes Rennen am Plan: Beim Leuchtturmlauf in Podersdorf hoffe ich auf schnelle Beine. Dieses Rennen ist einerseits das
Lieblingsrennen meines Lauffreundes Joachim. Andererseits zählt es zum BLV-Cup des Laufes, den ich organisiere. Damit ich Ressourcen in Hinblick auf mein Frühjahrs-Hauptziel Grosseto spare, werde
ich die 6,6 km und nicht den 10er laufen.