Silvesterlauf auf der Wiener Ringstraße vom 31.12.2010

Hoppalas im Vorfeld meines Fünfzigers!

Nach mehr als zwei Monaten ohne Rennen und hervorragend verlaufendem Training kam es vor dem Silvesterlauf gleich zu mehreren Hoppalas: 1.) Beim Training am Christtag wollte ich die Renngeschwindigkeit laufen und begab mich dafür auf meine 10KM-Trainingsstrecke von den Weingärten bis zum BKF. Leider herrschte an diesem Tag ein derartiger Sturm mit 90km/h-Böen, der mich einmal seitlich erwischte und von der Straße fast in den Graben, nämlich ins Bankett versetzte. Der Rückenwind machte mich so schnell, dass ich nach dem Training Schienbeinschmerzen vom zu schnellen Laufen hatte. Wie sich 90km/h-Gegenwind anfühlen, brauche ich nicht zu erläutern. Ich wäre an diesem Tag wohl besser durch die Stadt gelaufen, wo mir die Häuser ein wenig Windschutz gegeben hätten. 2.) Nachdem ich den Silvesterlauf ohne große Zeitambitionen laufen wollte, machte ich mich drei Tage davor noch auf einen langen Lauf. Geplant waren 17KM, geworden sind es mit Müh und Not 14KM. Danach war ich richtiggehend erschöpft - nahezu wie nach meinem HM am Wörthersee, wo ich krank angetreten bin. 3.) Bei meinem 50. Rennen schaffte ich es fast, erstmalig den Start zu verpassen. Obwohl mir bestens bekannt ist, wie lange man von Eisenstadt nach Wien braucht, war ich 2 Minuten vor dem Start noch mit Frau und Sohn im Kinderwagen auf den Rolltreppen und Stiegen der U-Bahn-Station Karlsplatz. Endlich an der Erdoberfläche vor der Oper angekommen, vernahm ich aus dem Lautsprecher die Ankündigung des Starts in einer Minute. Wir machten noch schnell ein Foto, als auch schon der Startschuss fiel. Ich lief am Radweg Richtung Startaufstellung, wo mit schon der Läufertross entgegenkam. Als ich sah, dass es noch ein Weilchen dauern würde, bis das gesamte Feld über den Startteppich war, schnürte ich nochmals meine Schuhe gewissenhaft, vergass aber, meine GPS-Uhr anzuwerfen. Natürlich musste ich sodann vor dem Startteppich auf ein Signal warten, welches gottlob aber bald kam.

Rennverlauf: Nachdem die Strecke viele Spassläufer anzieht und ich beinahe als Letzter von 2500 Teilnehmern losstartete, stand Überholarbeit auf dem Programm. Ich habe mich nämlich selbst einen Tag vor dem Start dafür entschieden, nicht mit einer 5:30er Schnitt um den Ring zu bummeln, sondern Gas zu geben, um unter die Top 1000 zu kommen. Sehr bald erkannte ich, dass auf der Strasse bzw. den Straßenbahnschienen kein flottes Vorankommen möglich war. Ich begab mich daher - wie viele andere Teilnehmer auch - auf den Radweg. Einzig die Strecke vom Ringturm bis zur Urania sowie vom Schwarzenbergplatz bis ins Ziel musste ich mich durchs Feld kämpfen. Interessanterweise ergab sich dadurch keine Abkürzung, sondern warf meine Garmin sogar ein paar Meter mehr an Strecke aus, als die Ausschreibung vorgab. Mit einem Schnitt von 4:45 konnte ich mein Ziel eines 4er-Schnittes leicht erreichen. Auch unter 30 min um den Ring zu kommen, schaffte ich mit 25:20 min locker.


Strecke: Nachdem ich lange Jahre in Wien lebte und dort arbeite, kenne ich die Ringstrasse natürlich sehr gut. Mir war bewusst, dass das Schlussstück das Kriterium sein würde, wo es von der Urania bis zur Oper stetig leicht bergauf geht. Die Praxiserfahrung hat mir dann gezeigt, dass die Strecke noch einfacher ist als angenommen.


Organisation: Herauszustreichen ist, dass die Streckensicherung 1a war. In einer Millionenstadt den Verkehr von den Läufern fern zu halten, ist kein einfaches Unterfangen, was die zahlreichen Hupkonzerte bewiesen haben. Trotzdem ließ man sich nicht darauf ein, einzelne Autos durchzulassen, als nur mehr wenige Läufer unterwegs waren, wie ich beim Auslaufen mitbekommen habe. Etwas enttäuschend ist, dass man bei der Startnummernausgabe nur ebendiese mit vier Sicherheitsnadeln sowie eine Schwarz-Weiss-Kopie-Einladung zu den Eisbärläufen des LCC Wien überreicht bekommt. Ich stehe zwar nicht auf "Marketingläufe", wo Nebenevents wichtiger sind als das Rennen selbst. Ein Plastiksackerl bzw. ein Farbprospekt sollten bei dieser Veranstaltung aber auch drinnen sein. So habe ich meine Startnummer leider in der Hand haltend in der Straßenbahn nach Hause bringen müssen.


Wetter: Die Bäume an der Ringstrasse waren bei minus 3 Grad in wunderschönen Raureif gehüllt. Nachdem kein Wind blies, kann man von brauchbarem Winterlaufwetter sprechen.

 
Spezielles/Statistisches: 50 Langstreckenrennen bestritten zu haben, hat einen besonderen Stellenwert für mich! Zum siebenten Mal war ich dabei in Wien am Start (allein dreimal 2010). Lediglich an meine beiden HM-Auftritte in Wien, habe ich keine sonderlich positiven Erinnerungen. Die anderen Rennen - so auch dieser Silvesterlauf - waren aus verschiedenen Gründen sehr schön. Nachdem ist fast am Ende des Starterfeldes losgelaufen bin, konnte ich auf der 5,3KM-Runde beinahe 2000 von 2500 Teilnehmern überholen. Im Endklassement plazierte ich mich unter den besten 23 Prozent, ließ also 77 % des Läuferfeldes hinter mir.


Resümee: Ich habe auf der Ringstraße das gezeigt, was ich auf kurzen Strecken derzeit kann. Der Schnitt von 4:45 ist das, was ich ohne Extramotivation in dieser Saison gelaufen bin. Nur beim UNIQA-Lauf und in Mörbisch, wo ich jeweils auf Sieg gelaufen bin, konnte ich mehr rausholen. Allerdings haben die Zick-Zack-Läufe durch das dichte Feld am Ring einen schnelleren Schnitt verhindert.


Ausblick: Im Jänner möchte ich einen Laktattest machen lassen. Danach kann ich meine Frühjahrziele formulieren. Ich freue mich aber jetzt schon auf meinen ersten Auftrifft auf meiner Lieblingsdistanz: Der HM ist nach wie vor Herausforderung und größte Lauffreude für mich!