WACHAUhalbmarathon vom 19.9.2010
Übersäuert - Unterzuckert - Überglücklich!!!
5:30 wollte ich erstmals in diesem Jahr am HM knacken. Dies ist dank der Unterstützung durch meinen Zwillingsbruder Jürgen mit 5:27 und einer Endzeit von 1:54:59 gelungen. Auf die Sekunde genau
50 Minuten nach Staatsmeister Günther Weidlinger haben wir die Ziellinie in Krems überquert.
Rennverlauf: Nachdem Jürgen und ich bei den Staatsmeisterschaften sowie den Burgenländischen Landesmeisterschaften (hier auch im Team) antraten, mussten wir uns in den ersten
Startblock stellen, da für Meisterschaften die Bruttozeit zählt. Es ist zwar ehrenwert, im bestbesetzten HM-Rennen der österreichischen Leichtathletikgeschichte unter den Topathleten zu stehen.
Andererseits ist es aber ungemütlich, wenn das Feld mit einem Schnitt von 3:00 loslegt und man selbst doppelt so langsam laufen möchte. Diese Anfangsschwierigkeit konnten wir gut meistern und
fanden sehr rasch zu unserem geplanten Tempo. Nachdem es auf dem ersten Kilometer bergab ging, war ein zu schneller Anfangskilometer auch nicht sonderlich tragisch. Bis zur Mitte des Rennens
lagen wir konstant unter dem geplanten Schnitt von 5:30. Bei der VM-Marke standen 5:29 auf dem Display meiner Laufuhr. Von dort an wurde es ein interessantes Rennen, welches mit keinem zu
vergleichen ist, das ich mit meinem Zwillingsbruder je gemeinsam bestritten habe. Am Beginn der zweiten Rennhälfte drückte nämlich ich ordentlich aufs Tempo, bis mich Jürgen schließlich fragte,
ob ich das noch 40 Minuten durchhalten kann. Ich bremste mich sofort in Richtung 5:30 ein. Auf den letzten fünf Kilometern machte dann Jürgen mehr Dampf als mir lieb war. Ich rief ihm mehrfach
die zu schnelle Geschwindigkeit zu, was er ignorierte. Irgendwie kannte er an diesem Tag keine Gnade und wollte mich zu einer Superzeit bringen und sich selbst ein hochwertiges Training für
seinen 25. Marathon in zwei Wochen in Bregenz gönnen. Ich fühlte mich bis KM 19 auf der Ringstraße in Krems auch gut, allerdings war ich heuer schon einmal genau bei der Kilometertafel 19
eingebrochen, u.zw. in Prag. Doppelt hart ist es dann, knapp am Zielbogen im Wissen vorbeilaufen zu müssen, dass es bis dorthin noch zwei Kilometer sind. Ich erwartete dann eine Wende, die aber
nicht kam. Vielmehr bog die Strecke nochmals weiter vom Ziel weg. Kurzum: Die letzten beiden Kilometer waren extrem anstrengend. Andererseits sind es genau diese Phasen, die den Langstreckenlauf
ausmachen und einem im Nachhinein Glücksgefühle bescheren. Jürgen rief mir einen Kilometer vor dem Ziel noch zu, dass wir eine 1:54er-Zeit schaffen. Ich erwiderte, dass ich verbrannt sei. Als er
300 Meter vor dem Ziel zum zweiten Mal fragte, ob wir sprinten, setzte ich mit einem kurzen "Gemma" meine Beine doch noch in Höchstgeschwindigkeit (3:52 lt. Garmin). Auch der Zieldurchlauf war
aussergewöhnlich: Jürgen vor mir im Stile eines Tempomachers und anfeuernden Zuschauers in einer Person, ich eine Sekunde dahinter mit Vollgas ohne Zeit zum Jubeln. Diese eine Sekunde Vorsprung
und somit bessere Platzierung bei Staats- und Landesmeisterschaft gönne ich meinem Zwillingsbruder natürlich, da er sie sich mehr als verdient hat!
Strecke: Die Strecke von Spitz nach Krems ist sehr einfach. Es geht genau die für Rekordzwecke erlaubten 20 Höhenmeter bergab. Es sind praktisch keine Kurven vorhanden. Die
Straßenbreite ist vom Start bis ins Ziel ausreichend.
Organisation: Hier muss ich vorausschicken, dass in der Wachau eigentlich nicht laufen wollte und dies nur wegen der Meisterschaften tat. Ich hatte schon zu oft schlechte
Erfahrungen mit Drängereien bei Transfers zum Start gemacht. Jetzt kann ich sagen, dass der Transfer tiptop war. Wir parkten uns kurz vor 8.00 Uhr in der Wiener Straße im Norden von Krems auf den
vorgesehenen Pagro-Parkplatz ein und wurden wenige Minuten später von einem Shuttlebus zum Bahnhof gebracht. Von dort ging es mit einem weiteren Shuttlebus in zwanzig Minuten nach Spitz, wo wir
direkt vor der Startlinie abgesetzt wurden. Nachdem wir genug Zeit hatten, begaben wir uns in ein Kaffeehaus, wo Jürgen eine Stunde vor dem Start eine Schinkenplatte (!!!) vertilgte. Die
Kleiderabgabe war ebenfalls wie angekündigt problemlos im Startbereich möglich. Man musste seinen Kleidersack nur in den dafür vorgesehenen Bus geben, der ihn in den Zielbereich nach Krems
brachte. Auch die vorangegangene Startnummernabholung in Wien (toller Service vom Veranstalter!) war bestens organisiert und durch die freundlichen Mitarbeiter ein Supereinstieg in ein tolles
Rennwochenende. Ich halte es daher nicht für ausgeschlossen, dass ich eines Tages doch noch einmal in der Wachau am Start bin.
Wetter: Das Wetter war genau jenes, worauf ein Läufer immer hofft, aber vielleicht ein-, zweimal im Jahr tatsächlich kommt: 16 Grad, Sonnenschein, kein Wind.
Spezielles/Statistisches: In der Wachau, genauer gesagt auf der Ringstraße in Krems, bin ich meinen 400. HM-Wettkampfkilometer gelaufen. Ich bin froh, dass ich dabei jenen Sport
geboten habe, an den ich mich jetzt positiv erinnern mag. Meine Endzeit war die 4.-Schnellste von 19 HM-Zeiten.
Resümee: Ich habe in Krems gelernt, dass ich mich mehr plagen kann, als ich mir gedacht
habe. Dies werde ich mir einprägen und in Ljubljana bei meinem nächsten HM umsetzen, wenn es notwendig sein sollte.
Ausblick: Mein nächstes Rennen steht schon in zwei Wochen am Progamm. Am 2.10. möchte ich den UNIQA-Lauf im Prater bestreiten. Voraussichtlich nehme ich die Distanz von 5
Kilometern in Angriff, nachdem die Chancen auf eine gute Platzierung am 5er und am 10er ungefähr gleich sind. So kann ich einerseits meine Reserven für den letzten heurigen HM schonen und
andererseits eventuell meine 5KM-Bestleistung verbessern, was ich mir am 10er weniger zutraue.