19. Int. Halbmarathon Stinatz vom 9.8.2014
Eine Bestzeit, die ich nicht laufen wollte...
Im Ausblick meines letzten Rennens schrieb ich, dass ich mich in Stinatz nicht über die HM-Distanz wagen würde, obwohl dort die Bgld. Meisterschaften stattfinden und ich gerne Meisterschaften
laufe. Mir erschien die Strecke für eine persönliche Bestzeit zu schwierig. Einen Tag nach (!) dem Nennschluss für die BLV-Landesmeisterschaften sah ich, dass sich in meiner Altersklasse M40 nur
2 Teilnehmer gemeldet hatten. Ich fragte beim BLV nach, ob ich ausnahmsweise auch noch starten dürfte, da ich mit meinem Leistungsvermögen sowieso niemandem eine Medaille streitig machen würde.
Drei Tage vor dem Rennen erhielt ich eine Sonderstarterlaubnis und war von da an auf den HM gepolt. Die Wettervorhersage war für Stinatz typisch: Hitze und Gewitter waren prognostiziert. Ich
hatte einen richtigen Bammel vor diesem Rennen und wäre über den Start auf einer Unterdistanz glücklicher gewesen. Mit Sonderstarterlaubnis musste ich aber am HM ran und holte um 16.00 Uhr bei 29
Grad meine Startnummer gemeinsam mit meinem Sohn Theodor ab. Nachdem ich in Hitze-HMs bisher nie unter 2 h blieb, strebte ich einen KM-Schnitt von 5:30 min an, was mir ob meines
Trainingszustandes als vernünftig und vorsichtig erschien.
Rennverlauf: Ich wusste, dass das Kriterium der Strecke die ca. 1 km lange Hauptstraße von Stinatz war, die kontinuierlich bergauf geht. Nachdem ein Rundkurs von 4,2 km fünfmal
zu bewältigen ist, sind 5 bergauf Kilometer zu absolvieren. Mein Plan war, bis zur erstmaligen "Begegnung" mit der Stinatzer Hauptstraße 5:10 min/km am Tacho zu haben. Tatsächlich signalisierte
mir meine Garmin den ersten KM knapp über und den zweiten KM sogar knapp unter fünf Minuten (4:57 min/km). Dabei strengte ich mich nicht an, sondern hatte einen lockeren Schritt. Beim Anstieg
nahm ich dann selbstverständlich Tempo raus, hatte bei der erstmaligen Zieldurchquerung aber einen Gesamtschnitt von 5:10 min/km (20 sec unter Plan im Gesamtschnitt...). Auch als ich das zweite
Mal Start/Ziel passierte war dieser Schnitt noch auf meiner Uhr. Da ich dabei aber noch im Dauerlaufschritt war, rief ich meiner Familie zu, dass ich heute pB probieren würde. Nach der dritten
Runde hatte ich 5:12 min/km am Tacho - also genau Rekordpace. Auf der vierten Runde versuchte ich, sehr aufmerksam zu laufen. Genau auf dieser Runde verließ mich fünf Jahre zuvor in Stinatz die
Kraft. Somit hörte ich in meinen Körper hinein. Ergebnis: Alles bestens! Am tiefsten Punkt der Strecke zeigte meine Garmin 5:10 min/km "all-overall" an. Ich dachte: "Perfekt!". Am Scheitelpunkt
der Strecke waren es dann 5:12 min/km. Ich grübelte, ob ich auf der letzten Runde an diesem Punkt auch noch auf diesem Schnitt sein würde. Dann wäre der Rekord in trockenen Tüchern! Allerdings
lief ich diesem schon über fünf Jahre hinterher... Zu oft wurde mir wenige Kilometer vor dem Ziel die Butter vom Brot genommen. Ich blieb daher vorsichtig und drückte nicht aufs Tempo. Am Beginn
der letzten Runde hatte ich einen Läufer vor mir, der mein Tempo lief. Ich fragte ihn, ob wir unter 1:50 h bleiben könnten. Seine Antwort: "Ist mir wurscht!" Na Bravo!!! Trotzdem hängte ich mich
an ihn an, da er bergab sehr schnell lief, was eine Schwäche von mir ist. Ich wusste, dass es gut für mich ausgehen könnte, wenn ich bergab dieses Tempo ungefähr halten könnte. Letztendlich war
es so, dass mich dieser Läufer die Schlussrunde von 4,2 km ins Ziel zog. Wie fast immer machte ich einen Zielsprint (diesmal von mehr als 200 m) und pumpte alles aus meinem Körper heraus. Als ich
das letzte Mal ins Scheinwerferlicht bei Start und Ziel eintauchte, sah ich, dass die Zieluhr auf 1:49:xx stand. Ich konnte nicht anders, als rund 30 m vor dem Ziel lauthals vor Freude zu
schreien! Als ich mit 1:50:01 h brutto die Ziellinie überquerte, wusste ich, dass ich erstmals in meiner Karriere sub 1:50 h im HM (netto) geblieben war. Mein Vater wollte sofort Zielfotos von
mir schießen, die ich freudig-jubelnd absolvierte. Wenig später hatte ich (eine alte Stinatz-Tradition) mein "Zielbier" - organisiert wie immer von meinem Daddy - in der Hand.
Strecke: Die Stinatzer Strecke war mir von zwei Rennantritten und mehrmaligem Zuschauen bekannt. Ich hatte echten Respekt vor ihr! Glücklicherweise redete mir ein Lauffreund von
meinem dienstägigen Lauftreff in der Rennwoche zu, dass ich bergab einfach Gas geben solle - das könne man lernen. Ich versuchte dies gleich in diesem Rennen zu lernen/umzusetzen. Bergab tat ich
also mehr als sonst, bergauf versuchte ich - wie immer - nach Gefühl zu laufen. Insgesamt muss man sagen, dass man eine Bergauf-Bergab-Strecke nur nach Gefühl laufen darf. Mit einem anderen
Läufer konstant mitzulaufen, würde schiefgehen. Nachdem ich die Strecke in diesem Bericht ohnehin schon ausführlich beschrieben habe, beschränke ich mich hier darauf, dass es ein ziemliches
Bergauf-Bergab mit vielen Kurven und sogar einem Wendepunkt auf jeder Runde ist. Wichtig ist einfach, dass man die Bergab-Passagen entsprechend nützt.
Organisation: Wenn ein Rennen zum 19. Mal veranstaltet wird, kann es an der Organisation nichts zu mäkeln geben! Herauszustreichen ist die besondere Freundlichkeit der vielen
Helfer und die Professionalität und Ruhe des Veranstalters namens Franz Grandits. Für ein moderates Startgeld von 22,-- bei Voranmeldung gibt es Funktionsshirt, Medaille, Super-Startersackerl,
Top-Labestationen und viel Stimmung an der Strecke (Live-Bands!).
Wetter: Auch das Wetter habe ich bereits erwähnt. Für Stinatz sind Hitze und (!) Gewitter typisch. Das ist für August-Abende aber nicht ungewöhnlich. Als ich um 16.00 Uhr mit
meinem Sohn Theodor zur Startnummernabholung fuhr, befürchtete ich bereits, in ein Gewitter zu kommen. Dieses blieb uns erspart: Bei 29 Grad fassten wir unsere Startnummern aus. Als wir 2 h
später zum Start des Knirpsenlaufes fuhren, fielen bereits Regentropfen auf unser Auto. Bei diesen Regentropfen sollte es bleiben. Beim Knirpsenlauf und beim HM (ca. 1 Stunde lang) regnete es nur
leicht bei einer Temperatur von 19 Grad.
Spezielles/Statistisches: Zum Zeitpunkt der Berichterstellung (einen Tag nach dem Rennen) liegt noch kein offizielles Ergebnis der BLV-Landesmeisterschaft vor. Ich gehe davon
aus, dass ich zum x-ten Mal einen 4. Platz erzielt habe. Darüber ärgere ich mich natürlich nicht, sondern bin über mein Antreten und meine pB froh! Mir hat das Laufen bei einer Meisterschaft
wieder einen Extra-Schub gegeben. Für mich ist es momentan noch immer unglaublich, dass nach mehr als 5 Jahren des "gezielten Anlaufens" auf meine pB am HM diese auf einer schwierigen Strecke
völlig ungeplant gefallen ist.
Resümee: In Stinatz haben mir mehrere Faktoren in die Karten gespielt: Einerseits waren die Temperaturen mit um die 19 Grad perfekt. Kurz vor dem Start erfuhr ich, dass zumindest
ein weiterer Läufer in der M40 der BLV-Landesmeisterschaft im Rennen war. Ich musste daher mit Platz 4 rechnen und ging völlig entspannt ins Rennen. Diese Entspannung wandelte sich in einen sehr
lockeren Laufschritt um, der mich schließlich in Kombination mit dem Nichtmitlaufen mit einen "Pacemaker" zum Erfolg führte. Ich bin begeistert, dass ich endlich die 1:50 h am HM geknackt
habe!!!
Ausblick: Nachdem ich auch im 12. Rennjahr in Folge - und diesmal noch dazu auf meiner Lieblingsdistanz - eine pB verbessert habe, bin ich momentan etwas orientierungslos, was
die weiteren Ziele betrifft. Ich möchte jedenfalls in jedem bgld. Bezirk 2014 ein Rennen bestreiten. Wahrscheinlich lasse ich dabei die Unterdistanzbestzeiten links liegen. Zwei HMs möchte ich
heuer noch gerne bestreiten. Stubenbergsee und Graz lachen mich dabei am meisten an. Und nach den 1:49 h sind die 1:48 h ein Thema, wobei dazu aber kein Druck vorhanden ist.