Siofok Balaton Maraton es Felmaraton vom 17.11.2013

3 km Pflaster + 2 km Wiese = Keine neue HM-Bestzeit!
 
Beim Donautal-HM in Neuhaus/Untermühl gelang mir ein überraschend gutes Ergebnis, das mich positiv für den HM in Siofok am Plattensee stimmte. Ich konnte dieses Rennen kaum erwarten und war bereits Tage vorher startklar. Das gebuchte Penthouse in einer Luxus-Appartement-Anlage steigerte meine Vorfreude zusätzlich. Nichteinmal das abgelaufene Pickerl bei meinem Auto (Anm.: Die ungarische Polizei beschlagnahmt Fahrzeuge mit abgelaufenem Pickerl.) konnte meine Vorfreude trüben. Die Anreise gelang problemlos, und unser Penthouse übertraf sogar noch die Erwartungen. Die zwei Tage bis zum Rennen liefen sodann beim bereits 9. Auslands-HM routinemäßig ab.

Rennverlauf: Unser Quartier war rund 1,5 km von Start/Ziel entfernt. Ich ging gemütlich alleine dorthin. Mit Andrea und Theodor hatte ich Punkte an der Strecke vereinbart, wo wir uns sehen würden. Bei der Startnummernabholung am Vortag erhielt ich einen Startblock entsprechend meiner geplanten Finisherzeit zugeteilt. In diesem Startblock (1:46 - 1:56 h) war ausreichend Platz, sodass ich konzentriert den Startschuss erwartete. Ich kam auch gut weg, wobei ich dann auf den ersten beiden Kilometern etwas zick-zack Laufen musste, um meinen Schnitt von 5:15 min/km für die erste Rennhälfte zu erzielen. Ca. bei KM 4 standen soviele Zuschauer, dass mir das Herz aufging und ich fast aufs Laufen vergaß. Beim KM 5,5 war der erste "Meeting-Point" mit meiner Familie verabredet. Theodor feuerte mich mit seiner tags zuvor gekauften Trommel fröhlich an. Dann kam ich in einen "Gegenverkehrsbereich", sprich schnellere Läufer kamen uns nach einer Wende entgegen. Ich wählte sehr schnell die Aussenbahn, damit ich durch diese schnellen Läufer nicht demoralisiert wurde. Bald war ich selbst einer der schnelleren Läufer und hatte die langsameren Teilnehmer im Blick. Ich freute mich auf den Familien-Treffpunkt Nr. 2 direkt vor unserem Hotel. Dort klatschte ich mit Trommler Theodor ab und lief zum ersten Mal auf die 1 km lange Zielgerade zu. Der Viertelmarathon war sodann geschafft. Aber ich merkte, dass ich mich an diesem Tag am Plattensee wohl mehr plagen würde als drei Wochen zuvor an der Donau in Oberösterreich. Nichtsdestotrotz wollte ich meine Chance auf pB bei wunderbaren Laufverhältnissen nutzen und hängte mich an ungefähr gleich schnelle Läufer an. Bei KM 13 kam ein Dämpfer, als das Terrain von Asphalt auf Pflaster wechselte. Genau darauf handelte ich mir vor einem Jahr in Linz eine Knieverletzung ein. Die vielen Zuschauer links und rechts der Strecke direkt am Plattensee konnten mich daher auch nicht wirklich aufmuntern. Bei der Labe bei KM 16 legte ich daher eine etwas längere Pause ein. Nachdem ich bis dahin Kilometerzeiten zwischen 5:10 und 5:15 wie ein Uhrwerk abspulte, blinkte hier erstmals eine Zeit von 5:30 min/km auf. Ich hoffte, dass der Pflasterbereich bald absolviert sein würde. Als es rechts vom See weg ging, lächelte ich, doch es kam eine Wende und ich war wieder auf der Pflasterung... Dem nicht genug: Kurz später musste ich 2 km auf Wiesenuntergrund (!!!) laufen. Meine Kilometerzeiten waren nur mehr ganz knapp unter 6 min. An diesem Punkt des Rennens waren meine pB-Träume endgültig Geschichte. Als ich wieder den gewohnten Asphalt unter meinen Laufschuhen hatte, versuchte ich, Schadensbegrenzung zu betreiben. Die nächsten beiden Kilometer lief ich mit ca. 5:30 und 5:40. Am Schlusskilometer versuchte ich noch, eine möglichst schnelle Endzeit herauszuholen. Mit 5:05 min/km war dies auch mein schnellster Rennkilometer. Eine 1:52er-Zeit brachte ich ins Ziel.

Strecke: Mir war klar, dass am Plattensee keine Höhenmeter zu bewältigen sein würden. Leider schaute ich mir die Rennstrecke nicht auf Google-Maps an, womit mir das 2km-lange Wiesenstück eine Überraschung bereitete. Vor allem dort verlor ich viel Zeit und Kraft. Ich glaube daher nicht, dass ich ein zweites Mal diesen HM bestreiten werde. Vielmehr lacht mich der Wink-Maraton im Mai an, der über drei gleich lange Runden entlang des Plattensees führt und keinen Wiesenanteil hat (ein paar hundert Meter Pflaster).
 
Organisation: Die ungarische Sprache ist nur mit der finnischen verwandt. Ich hatte daher schon bei der Rennanmeldung meine Probleme. Selbst bei der Ergebnisabfrage daheim musste ich den Google-Translator bemühen. Trotzdem klappte alles. Die Startnummernabholung in einem rustikalen Hotel erfolgte ruck-zuck. Eine deutsch sprechende Mitarbeiterin war prompt zur Stelle, als ein nicht deutsch sprechender Mitarbeiter auf meine Frage nach dem Zeitmesschip mit den Wimpern zuckte. Die notwendigen Informationen über Start/Ziel, Streckenplan, Parkmöglichkeiten, sanitäre Anlagen etc. waren im Internet nur in ungarischer Sprache abzufragen, aber verständlich. Die Organisation in Startblöcken (sehr diszipliniert), Streckensicherung, Verpflegung usw. waren professionell. Lediglich für meine Finishermedaille musste ich eine "Extra-Meile" gehen, da diese nicht gleich nach dem Zieleinlauf übergeben wird sondern erst nach der Chiprückgabe, die ich aber aufgrund meines vorhanden Championchips nicht zu absolvieren hatte...

Wetter: Am Plattensee fürchtete ich in erster Linie den Wind. Es war praktisch windstill! Dies bewirkte, dass während unseres gesamten Aufenthalts (Fr bis Mo) Dauernebel herrschte :-( Die Renntemperatur von 7 Grad empfand ich als angenehm. Leider hatte ich kein Langarmshirt dabei. Somit startete ich im Kurzarmshirt und Jacke darüber. Na ja, ich bin ja auch schon umgekehrt an der Cote d´Azur im Langarmshirt gelaufen...
 
Spezielles/Statistisches: Sehr überrascht habe ich am Plattensee festgestellt, dass ich von meinen 31 HMs ganze 9 im Ausland bestritten habe. Vielmehr freut mich aber, dass der Siofok Balaton Felmaraton mein schnellster Auslands-HM war. Erst zum zweiten Mal war ich in unserem nächstgelegenen Nachbarland läuferisch aktiv. Ich denke, dass sich diese Bilanz ausbauen lässt. Schließlich gibt es rund um den Balaton insgesamt 4 HM-Rennen. Wenn wir schon bei der 4 sind: Meine 4.schnellste Zeit bei 31 HMs freut mich sehr!
 
Resümee: Die Verbesserung meiner pB am HM habe ich mehreren Freunden/Arbeitskollegen im Vorfeld angekündigt. Ich bin absolut nicht enttäuscht, dass dies doch nicht geklappt hat. So ist nun mal der Langstreckensport! In Siofok bin ich in erster Linie an der Strecke (Pflaster + Wiese) gescheitert. Ich bin aber ehrlich genug festzuhalten, dass ich vor diesen Streckenabschnitten schon ordentlich geschnauft habe. Auch bei durchgehend Asphalt wäre es höchstwahrscheinlich schwierig geworden, pB zu erzielen, wenngleich ich "kampfbereit" war (= ich wollte an diesem Tag an meine Grenzen gehen). Mir gefiel vor allem, dass ich einen HM "gestalten" konnte. Sprich: Ich konnte mich im Vorfeld einschätzen (Tempoläufe über rund 10 km im geplanten HM-Tempo als Probe funktionieren!!!). Das Rennen absolvierte ich mit moderatem Beginn und richtiger Tempowahl in der zweiten Hälfte sehr gut. Das ist Rennsport und nicht bloß "Sight-Jogging"!

Ausblick: Es ist schwierig zu sagen, wo mein Blick jetzt hingeht: Der HM ist weiterhin meine Lieblingsdisziplin und Ungarn der Schauplatz meines nächsten HMs! In Budapest werde ich am 30.3.2014 an der Masters-WM teilnehmen. Das Quartier ist bereist gebucht!!! In zwei Wochen weist mein Rennkalender aber den VM in Mödling auf. An dieses Rennen habe ich aus dem Vorjahr besonders gute Erinnerungen: stimmungsvoll, schnelle Strecke! Nachdem ich meine HM-Bestzeit im heurigen Jahr leider wieder nicht verbessert habe, werde ich wohl meine Chance am VM suchen oder ganz, ganz spät im Jahr bei einem Silvesterlauf zuschlagen müssen.