1. Hillrun Rechnitz vom 14.9.2014

Meine Blechsammlung bei Landesmeisterschaften ist komplett!

Zu dem Zeitpunkt, an dem ich mich entschloss, einen Berglauf zu absolvieren (nämlich im Jahr 2012), war mir bereits klar, dass ich auch einmal auf den höchsten Berg des Burgenlandes laufen wollte. Zwei Jahre musste ich warten, bis ein Lauf auf den Geschriebenstein organsiert wurde. Als ich von dessen Termin beim Verbandstag des BLV im Jänner 2014 erfuhr, war dieser Tag rot in meinem Laufkalender angestrichen. Da auch die Bgld. Landesmeisterschaft im Berglauf ausgeschrieben war, war dieser Lauf natürlich ein unumstösslicher Fixpunkt in meinem Laufkalender. Die Tage vor dem Rennen regnete es rund 80 Liter. Und auch für den Renntag war die Wetterprognose nicht verheissungsvoll. So muss Berglauf scheinbar sein... Die Fahrt vom nördlichen ins südliche Burgenland verlief dann trocken, wenngleich der Himmel wolkenverhangen war. Auf der Paßhöhe des Geschriebensteins waren Nebelfetzen. Die Startnummernabholung war schnell erledigt, aber von netten Gesprächen mit den Vorständen des Veranstaltervereins "sonnenlandSPORTS" umrahmt. Ebenso traf ich unseren aktuellen Marathon-Landesmeister Franz Weixelbaum. Dann ging es per Privat-PKW (der Veranstalter hatte aber einen Shuttle-Bus für die Läufer bereitgestellt) von der Paßhöhe hinab zum Badesee Rechnitz, wo der Start war. Nachdenken darf man nicht, dass man diese 10-min-bergab-Autostrecke dann bergauf Laufen und netto 500 Höhenmeter bewältigen muss...

Rennverlauf: Bei 24 Startern ist es ziemlich egal, ob man sich vorne oder hinten in die Startaufstellung begibt - es ist überall vorne bzw. hinten ;-) Nach dem Startschuss durch den Rechnitzer Bürgermeister ging es zunächst lange flach den Badesee entlang. Diese Passage nutzte ich, um Tempo zu machen. Wie gescheit dies war, merkte ich gleich beim ersten gröberen Anstieg: Nach 1,5 km musste ich das erste Mal gehen. Ich dachte: "Das gibt es doch nicht! Wie soll ich die insgesamt 7 km bis zum höchsten Punkt der Strecke bloß bewältigen?" Bei meinem bisher einzigen Berglauf (auf den Anninger bei Mödling) musste ich erst im letzten Drittel der Strecke gehen. Ich war hier auch mit der Anninger-Taktik unterwegs, nämlich - wie sonst nie - nach Puls zu laufen! Ab ca. 160 Puls legte ich eine Gehpause ein. Mein Konzept war etwas fragwürdig, nachdem der Puls gleich am Anfang so hoch war, dass ich Gehpausen einlegen musste. Trotzdem zog ich es durch und ging bei steileren Passagen und lief, wenn es flacher wurde. Welche Wohltat bei KM 5: Es ging bergab! Einerseits freute ich mich, andererseits wusste ich, dass dies zusätzliche Höhenmeter zum Gipfel bedeutete. Nach dem Bergabstück folgten wieder moderate Bergaufpassagen. Am letzten Kilometer vor dem Gipfel wurde es dann richtig steil, dazu kam Dickicht. Ich freute mich, als ich kurz vor dem Gipfel von zwei Organisatoren angefeuert und fotografiert wurde. Dem steinernen Aussichtsturm auf 884 m Seehöhe, der halb auf bgld., halb auf ungarischem Gebiet steht, winkte ich zu und schickte ihm einen Handkuss. Ich war froh, den höchsten Punkt des Burgenlandes läuferisch erreicht zu haben. Von da an ging es rund 2 km bergab ins Ziel. Es kamen mir Wanderer entgegen. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke hörte ich eine Frau zu ihrer Begleiterin sagen, dass es jetzt nicht mehr so steil sein würde. Nachdem sie bergauf ging und ich bergab lief, wusste ich, dass es für mich steiler werden würde. Ich konzentrierte mich, nirgends falsch aufzutreten und beschleunigte nicht zu verrückt. Vor und hinter mir war niemand zu sehen. Von meiner Gesamtzeit von 1:05:10 h lief ich fast eine gesamte Stunde komplett alleine... Umso mehr freute ich mich, als ich im Ziel alleine ankommend von den Zuschauern mit großem Applaus empfangen wurde!

Strecke: Nachdem ich kein Bergläufer bin, konnte ich mit der exzellenten Streckenkarte nichts anfangen. So hätte ich sonst gewusst, dass der erste schwere Anstieg nach KM 1,5 kommt und es nach KM 5 eine Bergabpassage gibt. Ich hatte einzig und allein herausgelesen, dass es 7 km bergauf und dann 2 km bergab ins Ziel gehen würde. Egal! Einen Berglauf muss man so oder so nach Gefühl und/oder Puls bestreiten. Ich lag damit jedenfalls richtig und war im KM-Schnitt rund eine Minute schneller als bei meinem vormals einzigen Berglauf auf den Anninger.

Organisation: Ich kritisiere Lauforganisatoren nie, da ich dankbar bin, dass sich Menschen diese Arbeit für andere antun! Im Fall des 1. Hillrun Rechnitz kann ich nicht von einer perfekten, sondern von einer gigantischen Veranstaltung berichten!!! Eine Laufveranstaltung beginnt üblicherweise im Internet mit der Ausschreibung. Dort fand sich alles, was man rund um die Veranstaltung wissen musste bis hin zu GPS-Koordinaten fürs Navi. Die Startnummernausgabe war herzlich, Parkplätze bei Start und Ziel reichlich vorhanden. An der Strecke waren die Helfer bei der Labestation sowie die Einweiser und Fotografen gut gelaunt und motiviert. Die Ziellabe war überkomplett! Bei der Siegerehrung wurde jeder Teilnehmer geehrt, da der Veranstalter Urkunden für jeden Finisher mit seiner Endzeit sowie Platzierung ausgedruckt hatte. Und: Diese wurde sogar in einer Klarsichthülle übergeben. Dies mag eine Kleinigkeit sein, unterstreicht für mich aber die großartige Organisation bis ins kleinste Detail!

Wetter: Der Veranstalter entschuldigte sich für das Wetter: Für mich war dieses tadellos! Es hatte rund 15 Grad bei Windstille. Wenn man die Tage um das Rennen beobachtet hat, kann man von absolutem Wetterglück sprechen. Der Veranstalter hat es sich verdient!
 
Spezielles/Statistisches: Der Titel dieses Bericht beschreibt eine Blechsammlung. Tatsächlich ist es so, dass ich im Jänner 2010 bei den BLV-LM im Dusikastadion Vierter über 3.000 m auf der Bahn wurde. Im Oktober 2013 war ich im Crosslauf mit meinen Vereinskollegen um 1 sec im Teambewerb an Bronze vorbeigeschrammt. Vor einem Monat war ich in meiner Lieblingsdisziplin Halbmarathon Vierter der M-40 in Stinatz auf der Straße. Und am 14.9.2014 erreichte ich den gleichen Rang bei der Berglauf-LM. Ich habe somit vier 4. Plätze auf vier Untergründen geschafft. Andere mögen dies belächeln, mich freut es! Ich werde weiter gerne an Landes-, Staats- und Int.-Meisterschaften teilnehmen!
 
Resümee: Der Berglauf auf den Geschriebenstein war eine Herausforderung für mich. Ich habe diesen aus dem HM-Training heraus bestritten. Mir machen aber Herausforderungen Spaß! Die Zweifel während des Rennens habe ich damit zerstreut, dass es ein gutes Krafttraining für den nächsten HM sei. Ein Berglauf ist für mich in gewisser Art und Weise mit einem HM vergleichbar: Das Finishen ist immer möglich, man weiß aber nicht, wie hart es werden würde! Dies ist bei Unterdistanzrennen viel, viel weniger das Thema. Hochgehalten hat mich - wie so oft - die Aussicht auf eine Meisterschaftplatzierung.

Ausblick: Bereits vor dem Berglauf auf den Geschriebenstein habe ich mich für den HM am Stubenbergsee angemeldet. Terminlich schien mir dieses Rennen am besten geeignet, eine gute HM-Zeit zu erzielen. Aktuell fühlen sich meine Beine nicht HM-tauglich an. Ich hoffe, dass sich die verspannten Waden bis Samstag gut regenerieren. Dann werde ich die 6 Runden um den Stubenbergsee Vollgas geben.