"Kärnten Läuft" Wörthersee-HM vom
22.8.2010
Kranker "Harald Läuft" Penthor-Rekord!
Ausgeruht wollte ich Velden an den Start gehen und einen 5:30er-Schnitt sowie eine Zeit unter zwei Stunden laufen. Ausgeruht war ich dank meiner Familie absolut, mit der ich in den Tagen vor dem
Rennen wunderschöne Tage im Drautal verbrachte und von der ich an den Start in Velden gebracht und in Klagenfurt wieder in Empfang genommen wurde.
Leider war ich aber nicht fit! Am Montag vor dem Rennen wachte ich mit Halskratzen und Schnupfen - vermutlich zugezogen durch eine Klimaanlage - auf. Am Mittwoch war es so schlimm, dass ich mir
nicht vorstellen konnte, am Sonntag einen HM zu bestreiten. Als ich auf der Anreise am Donnerstag die Ortstafel "Klagenfurt am Wörthersee" erblickte, war mein Wille unbändig, hier am Sonntag
durch den Zielbogen zu laufen. Meine Verkühlung wurde auch von Tag zu Tag besser und fühlte ich mich am Sonntag einwandfrei. Später sollte sich herausstellen, dass dies nicht der Fall war. Dies
spiegeln das Rennergebnis ebenso wider wie die Tatsache, dass das Taschentuch auch eine Woche später noch mein ständiger Begleiter war.
In Velden parkte ich mein Auto ca. einen Kilometer vor dem Startareal in einer Bushaltestelle und warf mich in die Rennkluft. Dann verabschiedete ich mich von Andrea und meinem schlafenden
Sohnemann Theodor, die sofort Richtung Klagenfurt weiterfuhren. Ich spazierte zum Startgelände, wo ich mich wiedereinmal gegen ein Aufwärmen entschied. Ich genoss die Atmosphäre vor dem
Schlosshotel und vor allem den Blick den kompletten Wörthersee entlang Richtung Ziel in Klagenfurt. Außer in Lissabon habe ich bislang noch nie auf einem HM-Kurs vom Start die 21,1 Kilometer bis
ins Ziel gesehen.
Als der Startschuss fiel, fragte ich die neben mir stehenden Läufer mit Ballons, ob sie nur Werbung machen oder Pacer sind. Sie waren Pacer für 2:00 h. Ich entschloss mich, ihnen fürs Erste
hinterherzulaufen, obwohl ich einen Schnitt von 5:30 anpeilte, sie aber einen Schnitt von 5:41 zu laufen hatten. Dass sie die ersten Kilometer mit 5:35 zu schnell angingen störte mich nicht.
Allerdings korrigierten sie dann ihren Fehler und ließen sich zurückfallen. Somit war ich auf Alleinelaufen angewiesen.
Viel zu früh begann der Kampf in diesem HM für mich. Bereits bei KM 6 merkte ich, dass ich weder 5:30 und wohl auch keine 5:41 laufen würde können. Wenn man 15 Kilometer herunterzählen muss und
Angst hat, seine schlechteste HM-Zeit überhaupt zu laufen, schwirrt einem mehr als einmal die Sinnfrage durch den Kopf. Ich konzentrierte mich aber darauf, das berühmte "Keep on running"
möglichst lange durchzuhalten. Meine Zeitziele waren dann spätestens in Pörtschach (KM 9)ad acta gelegt. Apropos Pörtschach: Dort befindet sich der einzige "Bock" der Strecke in Form einer
Bahnunterführung, die man wieder hochlaufen muss. Ansonsten geht es am Nordufer des Wörthersees ständig leicht und langgezogen bergauf und bergab. Die Strecke ist daher wenig überraschend die
bislang schnellste HM-Strecke Österreichs.
Ich quälte mich also von Kilometer zu Kilometer und hatte vor allem vor der Schleife in Krumpendorf Spundes. Diese hat vor zwei Jahren einen Läufer kräftig umgeworfen, wie mir nach einem HM in
Güssing erzählt wurde. Prompt lag auch diesmal ein Läufer an der Strecke. Doch damit sollte es aber nicht genug sein: Bereits im Stadtgebiet von Klagenfurt, also knapp vor dem Ziel, musste ich
zwei weitere Rettungseinsätze mitansehen, insgesamt waren es fünf und soviele wie noch nie für mich persönlich in einem einzigen Rennen. Berichtet wurde später von 60 Einsätzen. Für mich waren
die Temperaturen von 26 Grad am Schluss auch beschwerlich, allerdings habe ich schon bei über 30 Grad HMs bestritten und konnte daher meine Erfahrung ausspielen.
Nach Krumpendorf wurde der Kampf für mich weiter schwieriger, und ich strebte der letzten Labe bei KM 18 entgegen. Dort wollte ich etwas länger gehen als bei den anderen Stationen, was mir durch
einen Rot-Kreuz-Einsatz und mein notwendiges Ausweichen in die Wiese auch gelang. Als ich wieder anlief, merkte ich, dass ich im Zick-Zack unterwegs war, was sich nach wenigen Meter wieder
gab.
Die letzten paar hundert Meter Richtung Running-City in Klagenfurt hatte ich mir nach der Startnummernausgabe gut angesehen. So wusste ich genau, wie weit es eben noch ins Ziel war. Ich erblickte
auch noch meine Frau im Zuschauerbereich, die ein Foto von mir schoss und gab noch einmal Gas, um durch eine Überholung ein schönes Zielfoto durch die Veranstalter-Fotografen zu erhalten. Mit
meiner Endzeit von 2:02:50 musste ich angesichts der Umstände wohl oder übel zufrieden sein. Im Zielzelt riss ich der Helferin die Medaille aus der Hand, drängte mich durch die anderen Läufer und
suchte das nächste freie Fleckerl außerhalb des Zeltes zum Niedersetzen. Dort und im gegenüberliegenden Europapark trank ich einen Liter Elektrolytgetränk, ein Cola und ließ mir einen
Traubenzucker auf der Zunge zergehen. Dann war ich körperlich wieder auf der Höhe und konnte selbst in Richtung unseres Hotels im Drautal fahren. Ich war allerdings froh, dass wir eine
Verlängerungsnacht gebucht hatten und nicht noch am selben Tag zurück nach Eisenstadt mussten.
Offen ist in diesem langen Bericht noch die Antwort auf die Frage nach dem "Penthor-Rekord": Mit meinem Zieleinlauf in Klagenfurt habe ich 18 HM-Finishs geschafft und somit meinen Zwillingsbruder
Jürgen um ein Finish übertroffen. Es muss aber sofort angemerkt werden, dass Jürgen neben seinen 17 HMs aktuell 24 Marathons zu Buche stehen hat und wir keinen Konkurrenzkampf haben. Ein solcher
würde uns beiden keinen Spaß machen, sondern wählt jeder von uns für sich passende Ziele. Wenn wir aber schon bei den kleinen Erfolgen sind: Ich wurde auch "bester Penthor" am Wörthersee.
Rangliste: Platz 1978. Penthor Harald Mag. / AUT 2:02:50 ... Platz 2238. Pentore Enrico Dr. / ITA 2:08:05 :-)))
Obwohl ich bei meinem geplanten Saisonhöhepunkt, den HM-Staatsmeisterschaften in der Wachau, von besseren eigenen körperlichen und auch äußeren (sprich: kühleren) Bedingungen ausgehe, habe ich
den geplanten Angriff auf meine persönliche HM-Bestzeit abgeblasen. Ich versuche jetzt zum dritten Mal in diesem Jahr einen Schnitt von 5:30 auf der HM-Distanz zu knacken.