"Kärnten Läuft" Viertelmarathon vom 19.8.2012

 

Mit lustlosem Rennen zu neuer Viertelmarathon-Bestzeit!

 

Zwei Monate nach meinem letzten Rennen (10er in Parndorf) nahm ich den Viertelmarathon am Wörthersee von Pörtschach nach Klagenfurt in Angriff. Das Training lief in diesen zwei Monaten gut, sodass ich eine Steigerung meine KM-Schnitts auf einer ähnlich langen Renndistanz erwarten konnte. Leider lief ich dann bei meinem dienstägigen Lauftreff eineinhalb Wochen vor Kärnten Läuft eine ungewollte Bergeinheit. Diese bewirkte, dass meine Waden verspannt waren wie nach einem Wettkampf. Ich musste daher den Rest der Woche auf langsame Einheiten setzen und konnte nur in der Rennwoche durch 500er austesten, welche Geschwindigkeit ich wohl am Wörthersee laufen würde können. Ich probierte 5 mal 4:50, was ich nicht ganz durchhielt. Aber ich hatte einen intensiven Arbeitstag hinter mir, sodass ich mir diese 4:50 für die VM-Distanz zutraute. Dies wäre eine um 6 sec schnellere KM-Zeit als in Parndorf gewesen.

 

Rennverlauf: Wie immer kam ich "kurz vor knapp" zur Startaufstellung und verabschiedete mich von meinem Vorhaben, mich möglichst weit vorne in diese zu stellen. Dies wollte ich vor allem deshalb tun, da ich mit meiner angestrebten Zeit weit vorne im Klassement landen würde und mir Überholmanöver sparen wollte. Ich landete schlussendlich auch im ersten Viertel der Ergebnisliste und musste rund 350 Läufer überholen, doch der Reihe nach. Ich startete also gefühlsmäßig weit hinten (lt. Pentek in der Mitte als 639. von 1296 Läufern) und begann dementsprechend lustlos mit einem Schnitt der in Richtung HM-Geschwindigkeit ging. Ich versuchte in der Masse mitzuschwimmen, niemanden draufzutreten und selbst nicht gehaxelt zu werden. Die ersten beiden Kilometer war ich trotz der Läufermassen mit knapp über 5:00 sehr nahe an meinem gewünschten Schnitt von 4:50. Dann folgte der einzige "Bock" der Strecke: eine Bahnunterführung, wo man auf wenigen Laufmetern viele Höhenmeter zu überwinden hat. Dies demotivierte mich, da ich von meiner Aufzeichnung der Strecke des Wörthersee-HMs vor zwei Jahren dachte, dass dieser Anstieg vor dem VM-Start im HM und somit nicht zu laufen wäre. Ich rollte dann weiter in der Masse mit. Erst ab KM 4 war freies Laufen für mich möglich - doch ich machte es nicht! Ich beschloss, meine aktuelle Durchschnittsgeschwindigkeit von 5:03 zu halten und im Stile eines Bahnrennens (z.B. 10.000 m: 23 Runden taktisches Geplänkel, dann Vollgas) erst die letzten beiden Kilometer schnell zu laufen. Damit wollte ich meinen Schnitt auf 4:59 drücken und pB erlaufen. So machte ich es auch, wobei zu erwähnen ist, dass ich das Tempo nicht beliebig erhöhen konnte: 15 sec gehen, aber plötzlich um eine halbe Minute schneller zu laufen, ist für mich nicht zu schaffen, wenn ich mal einen bestimmten "Trott" drauf habe. Meine Lustlosigkeit erreichte noch einen kleinen Höhepunkt, als ich schon im Zielgelände am Metnitzstrand in Klagenfurt war: Als der Untergrund dort von Asphalt auf Schotter wechselte nahm ich das Tempo raus. Erst als ich auf meiner Uhr sah, dass ich für pB Gas geben musste, nahm ich nochmals meine Beine in die Hand. Den Lauf über die Seebühne ins Ziel hätte ich mir auch genussvoller vorgestellt: Ich musste an den langsamen Läufern außen herumsprinten. Über die Ziel-Rampe (wie bei einer Ironman-Veranstaltung) flog ich dann förmlich hinauf und auf der anderen Seite hinunter. Ich stoppte meine Uhr und glaubte, meine Bestzeit um rund 3 sec verfehlt zu haben. Entsprechend sauer war ich nach diesem unnötig lustlosen Auftritt zunächst. Unter "Resümee" ist das Happy End nachzulesen.

 

Strecke: Die Strecke war mir von meinem HM vor zwei Jahren bekannt. Damals ging es von Velden über Pörtschach nach Klagenfurt, diesmal von Pörtschach nach Klagenfurt. Ich wusste, dass es ständig langgezogen Auf und Ab geht. Die Bahnunterführung nach zwei Kilometern als einzige Herausforderung hatte ich nicht erwartet, diese ist aber am Anfang des Rennens keine Herausforderung. Positiv ist, dass man sich beim VM im Vergleich zum HM die Schleife (Wendepunktstrecke) in Krumpendorf erspart. Dort läuft man elends lange Richtung Wendepunkt bergauf. Neben dem Bergauflaufen zermürbt, dass einem zunächst die schnelleren Läufer mit einigem Vorsprung entgegenkommen. Nach dem Wendepunkt muss man sich die langsamen Läufer und ihre Qualen ansehen. Ab der Abzweigung von Krumpendorf nach Klagenfurt ist die Strecke bretteleben. Toll finde ich, dass man heuer (wie schon letztes Jahr) über die Seebühne ins Ziel der Running City läuft. Vor zwei Jahren bei meinem HM war dies noch nicht der Fall.

 

Organisation: Die Organisation ist von höchstem Niveau. Bei der Startnummernabholung gibt es keine Wartezeiten, egal ob man am Fr oder Sa dort ist. Angeschlossen ist eine Marathon-Expo. Das Rennen selbst ist hinsichtlich Streckenführung und Betreuung 1a. Selbst an Kleinigkeiten wird gedacht und auf einer langen Geraden zwischen Pörtschach und Krumpendorf junge Damen mit Ghettoblastern ("Radios" mit hoher Musikleistung) postiert.
 
Wetter: Kärnten Läuft ist generell als Hitzerennen bekannt. Auch heuer gab es strahlenden Sonnenschein. Die - leider schon gewohnt - vielen Rettungseinsätze resultieren aber meiner Meinung nach nicht aus der Hitze (heuer war die Tageshöchsttemperatur in Klagenfurt 29,3 Grad), sondern der Untrainiertheit und der Unvernunft der Teilnehmer. Ich kann von keiner Hitze berichten, da der VM-Start bereits um 8.30 Uhr stattfand. Da betrug die Temperatur laut Außentemperaturanzeige meines Autos 17 Grad. Klar stieg diese dann rasch an. Allerdings lag die halbe Strecke im Schatten und ist eine Laufzeit unter einer Stunde auch bei Hitze zu bewältigen.

 

Spezielles/Statistisches: Die größte Freude habe ich damit, dass ich durch den Kärnten Läuft VM auch in meinem 10. Wettkampfjahr eine persönliche Bestzeit verbuchen konnte. Ich hoffe natürlich, dass diese Serie der alljährlichen Bestzeiten weiter hält und ich auch im 11. Wettkampfjahr noch Steigerungen meiner Bestleistungen erzielen kann. Meine VM-Bestzeit habe ich um genau 2 sec verbessert. Man möchte meinen, dass dies die knappste Verbesserung einer Bestleistung von mir war - stimmt aber nicht: Im Jahr 2010 habe ich meine 10KM-Bestzeit in Oberpullendorf um nur 1 sec verbessert. Und im gleichen Jahr hatte ich bereits davor ebenfalls meine 10KM-Bestzeit um 3 sec verbessert. Das Rennen am Wörthersee war mein insgesamt 60. Straßenrennen. Dreimal sah ich dabei bereits in Klagenfurt das Ziel (nach Eisenstadt und Wien Rang 3 der Landeshauptstädte). Interessanterweise waren es mit 10KM, VM und HM drei unterschiedliche Distanzen.

 

Resümee: "Ende gut, alles gut" kann ich resümieren. Danach sah es nach dem Zieldurchlauf aber nicht aus, da ich meinte, meine pB knapp verfehlt zu haben. Das Foto in der Galerie zeigt, wie verärgert ich nach Ende des Rennens war. Dieser Ärger verflog auch auf der Fahrt von Klagenfurt nach Bad Kleinkirchheim nicht, wo wir einige Urlaubstage anhängten. Vielmehr führte ich ein endloses negatives Selbstgespräch mit mir. Erst als ich in Bad Kleinkirchheim auf meinem Smartphone das Ergebnis und überraschend doch pB sah, war alles gut. Ich hätte keine einzige Ausrede für "Nicht-pB" gehabt: Vom Training hatte ich sie drauf, das Wetter passte, die Strecke ist schnell, ich hatte in der Nacht vor dem Rennen ausreichend geschlafen, meine Beine waren top. Nur mein Kampfgeist war an diesem Tag irgendwo nur nicht am Wörthersee. Hätte ich nur einen Bruchteil des Kampfgeistes z.B. von Parndorf gehabt, hätte ich die Überquerung der Seebühne in Klagenfurt genießen können und nicht sprinten müssen. So war es halt so, dass ich 2012 beim Wörthersee-VM konnte, aber nicht wollte. Beim Wörthersee-HM 2010 wollte ich, konnte krankheitsbedingt aber nicht...

 

Ausblick: Zwei Wochen nach Kärnten Läuft gebe ich mein Berglauf-Debüt am Anninger. Ich werde dort nach Gefühl und vor allem nach Puls laufen und sicher nicht alles geben. Trotzdem ist mir klar, dass danach meine Waden gut eine Woche Regeneration brauchen werden. Ich freue mich trotzdem auf meine Berglauf-Premiere! Für den Rest des Jahres habe ich beschlossen, nur mehr einen HM zu laufen. Ich bräuchte einfach noch mehr Zeit, um am HM bestzeittauglich zu werden - nur dann gibt es keine Rennen mehr in Österreich... Eine weitere Verbesserung meiner VM-Bestleistung würde mir natürlich sehr gefallen. Diesbezüglich möchte ich aber spontan entscheiden, bei welchem Rennen ich antrete. Dementsprechend stehen ein paar Auswahlmöglichkeiten für VMs, aber auch 5er in meiner Vorschau.