Jahresbilanz 2011
Mein Saisonstart erfolgte in der slowakischen Hauptstadt Bratislava in meiner Lieblingsdisziplin HM. Leider hatte ich im Vorfeld Verletzungsprobleme, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Saison 2011 ziehen sollten. Sechs Wochen vor dem HM bekam ich Kniebeschwerden, die mehrere lange Läufe verhinderten. Dies war doppelt bitter, da ich nach Bratislava in rascher Folge zwei weitere HMs (Nizza und Thionville) bereits fix gebucht hatte, für die ich dann keine langen Läufe mehr trainieren konnte. Letztendlich war ich froh in Bratislava an der Startlinie stehen zu können. Rennbegleitung hatte ich in Person meines Zwillingsbruders Jürgen. Seine Frau Sonja hätte den ersten Triple-Antritt im HM der Penthor-Läufer komplettiert, musste aber kurzfristig wegen einer Verkühlung passen. Die lange Schleife durch Petrzalka und den Zick-Zack-Kurs durch die Altstadt von Bratislava bewältigte ich mit meinem Bruder mit meiner 5. Schnellsten von bis dahin 21 HM-Zeiten.
Bei meinem Heimrennen in Eisenstadt waren meine Verletzungsprobleme nicht geringer, sondern vielmehr größer. Ich hatte am Vortag Schmerzen in der Wade, die mir ein normales Stiegensteigen unmöglich machten. Auf jedes andere Rennen hätte ich vermutlich verzichtet. Aber beim Rennen meines Laufvereins, veranstaltet von meiner Trainerin und Präsidentin, konnte ich nicht kneifen. Die Zeit war ohnehin nebensächlich, da ich in der Woche darauf den Nizza-HM am Plan stehen hatte. Gottlob hielt bei sehr windigen Verhältnissen meine Wade und konnte ich mein 50. Straßenrennen am Ort meines 1. Rennens finishen.
Vier Tage nach dem Energy Run flog ich mit meiner Familie nach Nizza, wobei wir in Wien Schwechat meine Eltern sowie Zwillingsbruder Jürgen samt Familie trafen, die eine Stunde später von dort nach Madrid flogen. Jürgen nahm den Marathon, Schwägerin Sonja den 10KM-Lauf in Angriff. Ich stand diesmal voll fit an der Startlinie an der Cote d´Azur. Als Problem ergab sich diesmal, dass der HM von Nizza ein Massenrennen ist, der auch einen 10KM-Bewerb inkludiert. Erst nachdem die 10KM-Läufer ins Ziel abgebogen waren, konnte ich meine geplante Geschwindigkeit laufen. Obwohl ich also in der ersten Rennhälfte Kraft gespart hatte, konnte ich am Ende nicht mehr zusetzen. Drei Rennen in drei Wochen (davon zwei HMs) waren einfach zu viel, die letzten Kilometer ins Ziel ein Kampf.
In Thionville feierte ich am 15.5.2011 meine Premiere bei einem internationalen Meisterschaftsrennen: Ich bestritt die HM-Europameisterschaft der Masters. Entsprechend nervös war ich im Vorfeld. Die Situation glich der vor meinem ersten Marathonauftritt in Bregenz. Auch diesmal fürchtete ich, dass irgendetwas noch knapp vorher schief gehen könnte (Verletzung, Krankheit von jemanden in der Familie oder von mir selbst etc.). Ein paar Tage vor dem Rennen sagte ich mir, dass Nervosität überhaupt nichts bringt und war ab diesem Zeitpunkt völlig ruhig. Weiters half mir, dass mit Ruth und Michael meine Trainerin und mein allwöchentlicher Trainingspartner mit mir an der Startlinie standen. Meine körperliche Verfassung war 1a, Wetter und Strecke tadellos für eine schnelle Zeit. Ich spulte die Kilometer daher diszipliniert ab, fühlte mich aber zur Halbzeit des Rennens trotzdem schlecht, sodass ich abermals einen Kampf erwartete. Überraschenderweise blieb dieser Kampf aus, wenngleich die letzten zwei, drei Kilometer kein Honigschlecken waren. Ich konnte meine drittschnellste Zeit von 23 HMs erzielen und war mit meiner EM-Premiere rundum glücklich.
Beim Stadtlauf in Oberwart wollte ich meine VM-Zeit auf unter 50 min bringen. Dieses Vorhaben musste ich bereits vor dem Start ad acta legen, da ich eineinhalb Wochen vor dem Rennen krank war und Antibiotika nehmen musste. Außerdem waren die äußeren Verhältnisse mit sommerlicher Schwüle nicht unbedingt rekordtauglich. Ich quälte mich vier Runden durch den Stadtkurs von Oberwart und kam nach 52:01 min erschöpft und hustend ins Ziel.
Beim Stadtlauf Oberpullendorf wollte ich meine 10KM-Bestzeit verbessern, was mit 45:40 min auch gelang. Leider gab es auch im Vorfeld dieses Rennens Probleme: Sohn Theodor erkrankte am Vortag und bescherte mir eine sehr unruhige Nacht. Ich fühlte mich absolut nicht fit, fuhr aber ins Mittelburgenland, da ich mit Zwillingsbruder Jürgen und Vereinskollegen Michael ein Dreier-Team der Straßenlauf-LM zu bilden hatte. Für die pB von Vorteil war das für Anfang Juli ausgesprochen kühle Wetter.
In Wien, genauer gesagt im Cricket-Stadion, bestritt ich das zweite Bahnrennen meiner Karriere. Den 5.000m-Lauf nahm ich hinter meiner Trainerin Ruth in Angriff, die sich als Pacemakerin für mich opferte. Ich wollte einen Probewettkampf für die eineinhalb Wochen später auf dem Programm stehenden European Masters Games absolvieren, wo ich für den 10.000m-Bewerb gemeldet hatte. Dieser Probewettkampf gelang voll und ganz: Die Endzeit passte mit 21:19 min, ich konnte wertvolle Erfahrung im Rundenlaufen und über Abschnitte einer 400m-Bahn plus zugehörige Zeiteinteilung sammeln.
In Lignano erlebte ich dann den bisherigen Höhepunkt meiner Laufkarriere: Ich eroberte die Bronzemedaille im 10.000-Rennen der European Masters Games (Olympische Spiele des Kontinents für Athleten über 35 Jahre)! Die Teilnahme am 10.000m-Bewerb ergab sich daraus, dass ein anderer Bewerb urlaubstechnisch sowie aufgrund des 40. Geburtstags meiner Frau nicht möglich war. Der Zufall wollte es, dass gerade in diesem Bewerb wenige Teilnehmer genannt hatten. Als weniger zufällig empfinde ich es, dass mir mit dem Bürgermeister von Lignano jemand aus einer Region die Medaille um den Hals hängte, in der ich seit Kindheitstagen praktisch alljährlich meinen Sommerurlaub verbrachte. Und sicher ist jedenfalls, dass ich keinen einzigen Moment dieser „Notte Italiana“ je vergessen werde!
In Mürzzuschlag trat ich wieder in meiner Lieblingsdisziplin HM an und hatte – richtig – allerlei Probleme im Vorfeld. Dazu waren noch Wetter und Strecke ungewiss, sodass ich mit wenig Antrieb am Starterfeld stand. Dort und auch am Ende meines Rennens motivierte und feuerte mich allerdings Lauffreund Mike an, der den VM bestritt. Trotz schwieriger Strecke (Höhenprofil, tlw. gatschiger Untergrund) erzielte ich Saisonbestleistung mit 1:53:15 h. Ich beschloss aber im Ziel, meine HM-Saison mit diesem Rennen zu beenden. Ich sah zu wenig „Luft nach oben“ und wollte mich auf die Saisonvorbereitung 2012 konzentrieren.
In Oggau trat ich Ende November noch bei den Cross-LM an, wobei der Geländelauf meine ungeliebteste Disziplin ist. Meine Gier nach einer LM-Medaille bewog mich allerdings dazu, sogar Kurz-, Mittel- und Langdistanz in Angriff zu nehmen. Die Rechnung bekam ich sofort auf der Kurzdistanz von 500 m präsentiert: In meinem 60. Rennen kam ich erstmals zu Sturz. Ich konnte das Rennen noch fertig laufen und bestritt auch noch die 1.500 m und 5.000 m. Eine Medaille schaute weder in der Einzelwertung noch im Team heraus. Dafür begann zwei Tage später meine Halswirbelsäule zu schmerzen. Gegen Ende des Jahres kamen Probleme mit der Schulter bzw. dem Heben des linken Arms dazu. Eine Laufpause war zwar nicht notwendig. Allerdings ist eine rund zweimonatige Bewegungseinschränkung alles andere als lustig.
Resümee und Ausblick:
Das Laufjahr 2011 war sicher ein schwieriges, da ich mit vielen kleineren Wehwehchen zu kämpfen hatte. Ich muss aber sagen, dass ich froh bin, keine größere Verletzung gehabt zu haben. Außerdem habe ich kein wichtiges Rennen verpasst. Überstrahlt wird diese Saison natürlich durch den Bronzemedaillengewinn in Lignano. Wäre dieser nicht gelungen, hätte ich eher eine negative Bilanz ziehen müssen. Ich habe zwar auf allen Unterdistanzen, die ich gelaufen bin, persönliche Bestzeiten erzielt. Die größte Freude schöpfe ich allerdings aus guten HM-Zeiten, und da blieb ich von meiner pB im Jahr 2011 doch rund drei Minuten entfernt. Damit sind wir schon beim Ausblick für 2012. Hauptziel wird die Verbesserung meiner HM-Bestzeit sein. Diesem Ziel ordne ich meine gesamte Rennplanung unter. Das heißt, dass ich mir geeignete Strecken (Höhenprofil) suchen und nur bei guter Form antreten werde. Die Unterdistanzrennen werden nur „Füller“ sein. In meinem 10. Wettkampfjahr sollen Besonderheiten aber nicht fehlen. So steht im April die Reise zur HM-Weltmeisterschaft der Masters ins finnische Jyväskylä an. Daneben möchte ich erstmals einen Berglauf bestreiten. Der Lauf auf den Geschriebenstein ist dabei erste Wahl, muss aber terminlich passen.
Zielerreichung qualitativ:
Kurzfristig
-HM mit Schnitt 5:20 = 1:52:30 = drittbeste HM-Zeit
Schnitt 5:20 nicht erreicht, aber zweimal (Thionville, Mürzzuschlag) drittbeste HM-Zeit.
-Alle HMs dieser Saison unter zwei Stunden
Erreicht!
-VM 49:59
Krankheitsbedingt nicht erreicht.
Mittelfristig
-HM 1:49:59
Nicht erreicht.
-10KM 44:59
Nicht erreicht.
-5KM (oder 5000m) 21:30
Mit 21:19 erreicht!
Langfristig
-HM-Bestzeit 1:45
Nicht erreicht.
Zielerreichung quantitativ:
Kurzfristig
-Rennen im Bezirk Neusiedl/See
Aus Trainingsgründen ausgelassen!
Mittelfristig
-Rennen in allen österreichischen Nachbarländern, wobei noch Italien offen ist (Anm.: Liechtenstein bietet dzt. kein für mich geeignetes Rennen an)
Erreicht!
Langfristig
- HMs in allen österreichischen Landeshauptstädten
- HMs auf allen Kontinenten
- 100 HMs
- EM-, WM- und Olympia-Teilnahme bei den Masters
- Zweites Marathonfinish
EM- und Olympia-Teilnahme erreicht!