HM-Europameisterschaft der Masters Grosseto vom 17.5.2015
Meine 2. EM-Teilnahme blieb ohne Beteiligung an der Medaillen-Lotterie!
Meinen heurigen Saisonhöhepunkt plante ich für die Europameisterschaft der Masters im italienischen Grosseto. Bedingt durch meinen ischiasbedingten Rennausfall in Zypern (Paphos-HM) hatte ich
eine enorm lange Vorbereitungsphase. Bei den Testwettkämpfen im März und April merkte ich aber, dass mir ein Dauertraining keinen Mehrwert bringt. Schlussendlich konnte ich aber beim
Frauenkirchener Stadtlauf über 10 km eine Woche vor dem Rennen gute Motivation tanken. Diese 10er ging locker vom Fuß, sodass ich optimistisch in die Toskana fuhr.
Rennverlauf: Die knapp 1.000 km Anreise bewältigte ich mit meiner Familie mit einem Zwischenstopp in Ferrara. Trotzdem stand ich am Renntag relativ müde am Piazza del Duomo von
Grosseto, wo der Startschuss erfolgte. Auf Aufwärmen verzichtete ich vollständig. Ich schlenderte mit Andrea und Theodor gemütlich zum Start und unterhielt mich davor noch entspannt mit einer
Läuferin aus Norddeutschland. Als ich die Startaufstellung betreten wollte, wurde ich zum Call Room gewiesen. Von diesem Call Room stand nichts in der Ausschreibung oder der Website des
Veranstalters. Als mich ein freundlicher italienischer Helfer mit einem "too late" begrüßte, entgegnete ich ihm scherzhaft "no problem". Natürlich ich wurde ich trotzdem für das Rennen
angenommen. Beim überpünktlichen Startschuss versuchte ich, sofort meine geplante Geschwindigkeit von 5:25 min/km zu finden. Da nur EM-Teilnehmer (im Gegensatz zu Thionville bei meiner 1. EM)
unterwegs waren, gelang dies problemlos. Sehr bald hörte ich "Hopp-Schwyz-Rufe". Einerseits galten diese einem an meiner Seite laufenden Eidgenossen, andererseits wurde mein
Nationalmannschaftstrikot mit dem der Schweizer verwechselt. Beim ersten Durchlauf am Piazza del Duomo von Grosseto waren die Anfeuerungsrufe besonders laut. Ich konnte zudem noch mit Sohn
Theodor abklatschen, Andrea war mit dem Fotografieren beschäftigt. Meine Geschwindigkeit war zu diesem Zeitpunkt zu hoch. Ich wusste zudem auch, dass nur nach über 6 km eine Labestelle
eingerichtet war (nicht regelkonform!). Obwohl ich mit Hitze gut umgehen kann, war dies doch etwas zuviel(wenig) für mich. Nach 8 km dachte ich, dass ich wohl nicht unter zwei Stunden bleiben
könnte. In dieser Sekunde dachte ich auch an Linz 2012 zurück, wo ich schlußendlich um 9 sec über der 2-h-Marke blieb. Ich kämpfte aber weiter und versuchte, bis zur nächsten Labestation zu
kommen. Dort schüttete ich mir das in Flaschen gereichte Wasser über mein Trikot. Danach dachte ich, noch bis ca. KM 18 zu kommen, ohne zu gehen. Dies gelang nicht. Bei KM 15 legte ich eine kurze
Gehpause ein. Zwei weitere Gehpausen folgten kurz vor Schluss. Nachdem am Schlusskilometer noch ein Schnitt von 5:40 min auf meiner Laufuhr aufflimmerte, zog ich das Ding durch. Ich kannte von
der Startnummernabholung am Vortag auch den Zieleinlauf genau. Mit 5:39 min/km bzw. 1:59:15 h war ich Stadion Bruno Zauli von Grosseto. Erschöpft sank ich dort in den Rasen.
Strecke: Es waren zwei komplette Runden von 6,2 km zu laufen. Die dritte Runde bog kurz vor Start/Ziel ab und mündete in eine 2,7km-Zielgerade zum Stadion. Der Kurs ist komplett
flach. Eine Unterführung ist auch kein Kriterium - vor allem lief ich diese durch die Sirene eines Rettungswagens angesport Vollgas durch ;-)
Organisation: Ich kritisiere normalerweise nie Rennveranstalter. Die Masters-EM in Grosseto war auch zu 90 % hervorragend organisiert. Gestört hat mich aber, dass nur nach 6,2 km
eine Labestation vorhanden war. Die Leichtathletikregeln schreiben Laben alle 5 km vor. Es wäre ein minimaler Aufwänd gewesen, dies zu bewerkstelligen. Man hätte beim Start oder bei der
Schwammstation auch Wasser reichen können. Ansonsten war die Organisation freundlich und professionell. Beim Internet-Auftritt hätte ich mir mehr erwartet, was aber kein großes Manko
darstellt.
Wetter: 29 Grad und Böen um 50 km/h waren vorhergesagt. Dies traf auch ein. Hitze ist für einen Läufer schon ein Problem, Starkwind auch. Wenn beides zusammentrifft, ich dies
besonders schlimm. Wenn man dann noch zu wenige Labestationen hat, ist es extra schwer. Dies war natürlich für alle Teilnehmer gleich. Für mich war es aber einer der härtesten HMs meiner
Karriere!
Spezielles/Statistisches: Schon 35. Mal habe ich einen HM gefinisht. Damit habe ich zahlenmäßig alle "sonstigen Distanzen" übertroffen! Diese Routine wirkte sich natürlich aus.
Ich konnte trotz schwieriger Umstände eine Zielankunft über 2 h vermeiden. Zum 2. Mal nahm ich an einer Masters-EM teil. Und jeweils war ein und der selbe Läufer aus
Tschechien unmittelbar vor mir im Klassement! Ebenfalls zum 2. Mal lief ich in meinem
Lieblingsnachbarland Italien einen Laufbewerb - noch dazu beide Male eine internationale Meisterschaft!
Resümee: Die Eindrücke von Grosseto werden natürlich immer in meinem Kopf bleiben - dafür betreibe ich Laufsport!!! Schade ist, dass sich ein österreichischer Teilnehmer aus
meiner M-45 vor dem Renntag abgemeldet hat. Wäre er durchgelaufen (gelaufen ist er dann trotzdem...), hätte ich EM-Bronze in der Mannschaft gewonnen. Durch seine Abmeldung wurde seitens des ÖLV
ein Team in der M-35 aus drei verschiedenen Altersklassen gemeldet, das dort Silber gewann. Für mich bleibt daraus als Resümee, dass die Medaillenvergabe reinste Lotterie ist. Für mich ist das
aber überhaupt kein Problem, da ich nie mit einer Medaille spekuliert habe. Ich habe keine Sponsoren zu bedienen, sondern betreibe den Laufsport aus Freude und verdiene mir jeden Cent dafür aus
meinem Broterwerb. Ich werde weiterhin gerne an der Startlinie von internationalen Meisterschaften stehen. Medaillen treiben mich dafür nicht an! Pierre de Coubertin...
Ausblick: Ein ganz tolles Rennen ist mein nächster Laufbewerb: Die Vereinsmeisterschaft der RWRRA steht am 30.5.2015 beim Brucker Citylauf am Programm. Natürlich werden wir dort
alle unser Bestes geben. Das gemütliche Beisammensein steht in unserem Verein aber auch nicht im Hintergrund ;-)