HM-Masters-Weltmeisterschaft 2014 in Budapest vom 30.3.2014

Sehr viel Ungewöhnliches bei meiner zweiten Halbmarathon-WM!

Auf meiner Lieblingsdistanz startete ich ins Rennjahr 2014. Anhaltspunkte hinsichtlich meiner möglichen Laufzeit schaffte ich mir durch Testläufe im Training: 500er bzw. 10KM-Läufe im gewünschten Tempo von 5:10 min/km. Da ich dieses nicht halten konnte, entschied ich mich für einen Schnitt von 5:20 min/km, den ich schließlich fast punktgenau ins Ziel bringen sollte. Da eine persönliche Bestzeit für mich ausgeschlossen war, hatte ich nur eine bedingte Vorfreude auf dieses Rennen. Dazu kam, dass ich in der Wettkampfwoche bis einschließlich Donnerstag jeden Tag 10 Stunden im Büro arbeitete. Am Freitag ging es dann mit meinem Pkw in die ungarische Haupstadt, wo wir am späteren Nachmittag ankamen. Am Samstag in der Früh sagte mir meine Frau, dass sie krank sei und ich allein mit unserem Sohn in den Tiergarten gehen solle. Dieser Ausflug dauerte dann 4,5 Stunden, die wir praktisch ohne Unterbrechung auf den Beinen waren. Am Nachhauseweg zum Hotel, war die U-Bahn wegen einer Wahlkundgebung des ungarischen Ministerpräsidenten gesperrt und wir zu einem zusätzlichen Fußmarsch von einer Stunde gezwungen. Dies brachte mich nicht aus dem Konzept, da ich solche Ereignisse schon von mehreren HMs im Ausland, wo ich auch die Stadt besichtigt hatte, gewohnt war. Am Vorabend des Rennens hatten wir Lauffreund und Vereinskollegen Markus in unser Appartement zur Pastaparty eingeladen. Das gemütliche Beisammensein nutzten wir mehr zur Ablenkung als zur Renneinstimmung. Als mein Wecker am Renntag losschlug, sagte mir Andrea, dass Theodor hoch fiebere und sie beide nicht zum Lauf mitkommen könnten. Ich machte mich also fertig und fuhr alleine mit meinem Auto zum Start, da dies viel schneller ging als mit der U-Bahn.

Rennverlauf: Ein Rennen beginnt am Start, doch diesen fand ich nicht an der vom Veranstalter bekanntgegebenen Stelle (einer Brücke hinter dem Heldenplatz). Ich ging daher zunächst links einige hundert Meter weiter, dann rechts, dann rief ich Markus an. Er meinte, dass es rechts sein müsste. Gleichzeitig informierte er mich, dass ich um eine Stunde zu früh dran sei!!! Ich hatte meine Uhr am Handy mit "händisch umstellen" auf die in der Nacht angebrochene Sommerzeit gestellt. Trotzdem stellte das Handy zusätzlich noch um eine Stunde um. Bravo! Dem nicht genug war ich jetzt am Suchen des Starts bzw. der Startnummernausgabe. Ich traf sehr bald einen rumänischen Läufer, dann einen Italiener, dann einen Schweden. Was die alle machten, ist leicht zu erraten. Als wir den Startbereich dann fanden, war ich sehr überrascht, dass mir einfach die Startnummer mit vier Sicherheitsnadeln gereicht und ein Hakerl neben meinem Namen gesetzt wurde. Warum hat man die Startnummer nicht gleich bei der Akkreditierung hergegeben, wenn ohnehin nichts mehr kontrolliert wird (z.B. Sitz der Startnummer am Leiberl oder des Zeitmesschips am Schuh, wie ich es schon erlebte)? Egal! Etwas später traf ich Markus, dessen Startnummer wir gemeinsam abholten. Die restliche Zeit bis zum Start setzten wir uns noch in mein Auto. Nach dem Aufwärmen begaben wir uns knapp vor dem Startschuss in die dicht gedrängte Startaufstellung. Wir wünschten uns alles Gute - und los gings! Markus war für mich bald außer Sichtweite. Dafür konnte ich mich an einen Russen der M80 anhängen ;-) Mein geplantes Tempo von 5:20 min/km traf ich von Anfang an sehr gut. Erst als mich eine Österreicherin überholte, die aber nicht weit weg kam, änderte sich das. Ich lief wieder auf sie auf und fragte, was sie an Endzeit vor habe: 1:55 h war ihre Antwort. Ich meinte, dass wir da gemeinsame Sache machen könnten. Dies machten wir auch für zwei von fünf Runden. Allerdings lief mir die Landsfrau zu unregelmäßig. Sie war des Öfteren auf 5:10 min/km oder noch etwas schneller. So ließ ich sie wieder ziehen. Allerdings überholte ich sie eine Runde später wieder (und sollte rund eine Minute vor ihr ins Ziel kommen). Der HM war auf 4 ganze und 1 ca. einen Kilometer kürzere Runde angesetzt (Start-Ziel-Verschiebung). Man konnte sich also von Anfang an die Strecke einprägen und musste keine Überraschungen erwarten. Ich zählte einerseits die Runden mit, orientierte mich aber auch an meiner GPS-Uhr. Meine obligate Selbsteinschätzung zur Rennmitte ergab, dass ich mich weder großartig noch schlecht fühlte. Ich glaubte, den KM-Schnitt weiter halten zu können. Dies gelang auch bis KM 15, wo ich bei einem moderaten aber langen Bergaufstück einen Hänger hatte. Da dachte ich, dass es jetzt wohl darum ging, bei einer WM einen 2h-Zieleinlauf zu verhindern - so schwer fühlten sich meine Beine an. Ich redete mir aber ein, dass dies nicht irgendein Rennen, sondern eben eine Weltmeisterschaft sei, wo man sich besonders anstrengen müsste. Gottlob hatte ich auch immer andere Läufer um mich. So hängte ich mich in dieser Phase an einen Ungarn an, der mich über den letzten Anstieg zog. Dort war bei ihm aber Sendeschluss, sodass ich irgendwann doch alleine war. Lediglich Läufer, die komplett erledigt und teilweise am Gehen waren, waren jetzt vor mir. Geschätzt habe ich am letzten Kilometer ca. 10 dieser Läufer überholt. Ich freute mich auf den Zieleinlauf, da ich beim mehrmaligen Durchlauf neben diesem Ziel schon Applaus und Jubel aufbrausen hörte, als gerade Finisher reinliefen. Dass ich dann alleine auf der Zielgeraden war, war ein besonderer Moment! Ich genoss ihn so sehr, dass ich auf den Zielsprint vergaß und die Zuschauer daher nur mäßig applaudierten. Im Ziel wartete schon Markus, der mehr als eine Viertelstunde vor mir seinen WM-Halbmarathon gefinisht hatte. Wir freuten und gemeinsam über Rang 8 in der Nationenwertung!

Strecke: Der Kurs dieses Masters-WM-Halbmarathons befand sich einem Park (deutscher Name "Stadtwäldchen"). Daneben ist der Budapester Zoo sowie ein Vergnügungspark ähnlich dem Wiener Prater. Es waren 5 Runden zu bestreiten, sodass sich etwaige Höhenmeter ausgleichen würden. Aber es gab keinen nennenswerten Höhenmeter. Einziges Kriterium war für mich der Untergrund. Ich bin da allerdings empfindlicher als andere und laufe am liebsten auf brettelebenem Asphalt. Auf der WM-Strecke gab es (minimale) Pflasterpassagen, zahlreiche Frostaufbrüche und teilweise unebenen Asphalt.

Organisation: Ich bin jemand, der die Organisation nie kritisiert, wenn mir nur eine Kleinigkeit missfällt, aber ansonsten alles passt. In Budapest hat auch vieles gepasst: Versorgung an der Strecke, Streckensicherung, -markierung, -länge, Freundlichkeit des Personals etc. Aber: Ich darf mir bei rund 100,-- Euro Startgeld doch etwas mehr erwarten und bin von meinen bis dahin drei internationalen Meisterschaften Besseres gewohnt. Angefangen hat es damit, dass der Eingang zur Halle, wo die Akkreditierung war, kaum zu finden war (minimal beschildert). In der Halle selbst hätten wir den Akkreditierungsraum sicher schwer gefunden, hätten wir nicht zwei nette österreichische Masters getroffen, die wir aus Lignano (European Masters Games) kannten. Bei der Akkreditierung wurde mir mitgeteilt, dass ich die Startnummer spätestens 1,5 Stunden vor dem Rennen direkt am Start abholen müsse. Dass ich den Start dann suchen musste, habe ich bereits geschrieben (Warum ändert man den Start einen Tag vor einem derartigen Rennen? Warum verständigt man die Teilnehmer nicht per Mail? Warum stellt man nicht am vorgesehenen Start einen "Einweiser" zum neuen Start hin?). Der Hammer war für mich allerdings, dass man die Startnummer schließlich bis fünf Minuten vor dem Start erhielt! Der Platzsprecher forderte die Teilnehmer nämlich bis dahin auf, zum Start zu kommen und jene, die noch keine Startnummer hatten, diese noch abzuholen. Ich finde all diese Dinge ärgerlich und vermeidbar, habe sie aber mit der Erfahrung von über 80 Rennantritten weggesteckt.

Wetter: Nachdem bereits der gesamte März sehr warm war, machte auch der 30.3.2014 keine Ausnahme. Da es in der Nacht vor dem Rennen klar war, war es in der Früh mit 5 Grad noch frisch, am Nachmittag mit 22 Grad frühsommerlich. Die Temperatur während meines Rennens (Startzeit: 9.00 Uhr) lag irgendwo dazuschwischen. Ein leichter Wind war absolut nicht störend und wurde im Park oft auch abgefangen, daneben milderte er die Temperatur in den sonnigen Passagen.
 
Spezielles/Statistisches: Die WMACi (World Masters Athletics Championchips indoor) sind meine 4. internationale Meisterschaftsteilnahme. Dreimal habe ich dabei einen HM, einmal ein 10.000m-Rennen auf der Bahn bestritten. Zum zweiten Mal durfte ich Teil eines M-40 Teams des ÖLV sein. Nachdem 4. WM-Rang in Finnland wurden wir diesmal 8. der Nationenwertung.
 
Resümee: Den von mir gewünschten Rennschnitt von 5:20 min/km konnte ich ziemlich genau realisieren. Mich freut, dass ich ob der Umstände im Vorfeld nicht resigniert und einen z.B. um 10 sec/km langsameren Schnitt gewählt habe. Ich sah aber auch, dass pB absolut außer Reichweite war. Trotzdem lieferte ich einen meiner schnelleren HMs ab: 6. schnellste Zeit von 32 HMs. Mir hat auch dieses vierte internationale Meisterschaftsrennen Spaß gemacht und mich bestärkt, weiterhin solche Rennen zu bestreiten.

Ausblick: Ich habe im Bericht meines letzten Wettkampfs des Jahres 2013 angekündigt, dass ich 2014 von Rennen zu Rennen planen werde. Da ich in Budapest festgestellt habe, dass ich am HM nicht bestzeitentauglich bin, werde ich im Frühjahr keinen HM mehr bestreiten. Für eine Leistungsverbesserung benötigt man ein Training von zumindest 12 Wochen, womit wir in den Sommermonaten angelangt sind. Da am 9.8.2014 die BLV-Landesmeisterschaft im HM in Stinatz stattfindet, wird dies wohl das nächste Antreten auf meiner Lieblingsdistanz sein. Nachdem mir aber auch andere Distanzen Spaß machen, werde ich die Zeit bis dahin gut nützen können.